Die Taubenpost
Ich hab' eine Brieftaub' in meinem Sold, |
Die ist gar ergeben und treu, |
Sie nimmt mir nie das Ziel zu kurz |
Und fliegt auch nie vorbei. |
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Ich sende sie viel tausendmal |
Auf Kundschaft täglich hinaus, |
Vorbei an manchem lieben Ort, |
Bis zu der Liebsten Haus. |
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Dort schaut sie zum Fenster heimlich hinein, |
Belauscht ihren Blick und Schritt, |
Gibt meine Grüße scherzend ab |
Und nimmt die ihren mit. |
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Kein Briefchen brauch ich zu schreiben mehr, |
Die Träne selbst geb ich ihr |
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Oh, sie verträgt sie sicher nicht, |
Gar eifrig dient sie mir. |
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Bei Tag, bei Nacht, im Wachen, im Traum, |
Ihr gilt das alles gleich, |
Wenn sie nur wandern, wandern kann, |
Dann ist sie überreich! |
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Sie wird nicht müd, sie wird nicht matt, |
Der Weg ist stets ihr neu; |
Sie braucht nicht Lockung, braucht nicht Lohn, |
Die Taub' ist so mir treu! |
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Drum heg ich sie auch so treu an der Brust, |
Versichert des schönsten Gewinns; |
Sie heißt - die Sehnsucht! Kennt ihr sie? - |
Die Botin treuen Sinns. J.G. Seidl.
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